Borreliose (Lyme-Borreliose)
Neben FSME ist Borreliose die häufigste Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird. In Österreich erkranken pro Jahr zwischen 25.000 und 70.000 Menschen.
Die Lyme-Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Krankheit. Typische Symptome sind eine ringförmige Rötung rund um die Einstichstelle („Wanderröte“), Müdigkeit, Kopfschmerzen und grippeähnliche Zustände. Unbehandelt kann eine Infektion auch die Gelenke, das Nervensystem oder den Herzmuskel betreffen. Um eine Infektion zu vermeiden, sollte die Zecke so rasch wie möglich entfernt werden. Im Falle einer Infektion kann Borreliose jedoch gut mit Antibiotika behandelt werden. Auch mögliche Spätfolgen sind dadurch vermeidbar.
Ursachen von Borreliose
Zecken lassen sich nicht von Bäumen auf Menschen fallen. Sie lauern stattdessen im Gras, im niedrigen Gehölz und in Büschen. Besonders häufig sind sie am Waldrand zu finden. Im Vorbeigehen können sie abgestreift werden. Bei einer Temperatur zwischen fünf und zehn Grad Celsius werden die Spinnentiere aktiv.
Vorzugsweise befallen Zecken Lebewesen, von deren Blut sie sich ernähren, wie zum Beispiel Nagetiere, Wildtiere, Haustiere, Vögel und Menschen.
Borreliose kann sich nach einem Stich von einer mit Borrelien infizierten Zecke entwickeln. Die Erreger befinden sich im Darm der Zecke – in der Regel dauert es zwischen sechs und 48 Stunden bis die Borrelien aus dem Zeckendarm in den Speichel der Zecke gelangen. Erst dann ist eine Infektion möglich. Daher ist es wichtig, die Zecke schnellstmöglich und fachgerecht zu entfernen. Das FSME-Virus hingegen wird sofort übertragen, daher ist die Schutzimpfung die einzig wirksame Prophylaxe.
Symptome und Stadien
Borreliose kann unterschiedlich verlaufen, man unterscheidet zwischen frühen und späten/chronischen Krankheitsmerkmalen.
Borreliose-Symptome im Frühstadium
Ein typisches Symptom einige Tage bis Wochen nach einer Infektion ist ein Hautausschlag an der Einstichstelle, der einen ringförmigen, erhabenen Hof bildet und optisch an eine Zielscheibe erinnert. Dieser Ausschlag, auch „Wanderröte“ (Erythema migrans) genannt, bildet sich nach einigen Tagen rund um die Einstichstelle. Dazu können auch Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und geschwollene Lymphknoten auftreten.
Die Rötung kann sich nach einigen Tagen ohne Antibiotikagabe zurückbilden, die Borrelien können jedoch über den Blutstrom im Körper weiterwandern und zu anderen Organen vordringen.
Bleibt die Infektion unbehandelt, kann es nach einigen Wochen oder Monaten zu Entzündungsreaktionen im Körper kommen, z. B. an der Haut, im Gehirn, am Herzmuskel oder an den Gelenken. Auch Lähmungserscheinungen sind möglich, etwa im Gesicht.
Borreliose-Symptome im fortgeschrittenen Stadium
Wochen, Monate oder sogar Jahre nach dem Zeckenstich kann Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA) auftreten. Bei dieser Spätfolge handelt es sich um eine Infektion der Haut, die an einer bläulich-roten Hautverfärbung erkennbar ist. Am häufigsten sind die Extremitäten sowie die Gelenke betroffen.
Ohne Therapie schreitet die Erkrankung fort und verursacht flächige Hautveränderungen. Diese sind zwar schmerzlos, doch meist fühlt sich die Haut übermäßig warm an, auch eine bleierne Schwere der Extremitäten kann ein Anzeichen für eine Infektion mit Borrelien sein. Grund dafür ist, dass das Binde- und Fettgewebe langsam abgebaut wird, in der Folge kann z.B. die Achillessehne verdickt hervortreten, die Haut wird dünner und durchscheinend, an den Gelenken können sich Knoten bilden.
Bei fortgeschrittener Erkrankung kann sich die Infektion auf verschiedene Organe ausbreiten, betroffen sind vor allem:
- Gelenke: Gelenkschmerzen oder -schwellungen (Lyme-Arthritis), Muskelschmerzen
- Herz: Herzmuskelentzündung oder Herzbeutelentzündung
- Nervensystem: Gehirnhautentzündung, Entzündungen des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln
- Augen: Bindehautentzündung, die sich erst Tage oder Wochen nach dem Zeckenstich bemerkbar macht
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Bei Verdacht auf eine Borreliose ist entweder ein Arzt für Allgemeinmedizin, ein Kinderarzt, ein Facharzt für Infektiologie oder eine Borrelienambulanz der richtige Ansprechpartner.
Die Diagnosestellung gestaltet sich oft schwierig. Denn viele Betroffene bringen ihre Beschwerden gar nicht in Zusammenhang mit einem Zeckenstich oder können sich nicht an einen solchen erinnern.
Nach einem Stich verhakt sich die Zecke an ihrem Wirt und saugt sich mit Blut voll. Das kann einige Tage dauern, danach fällt sie von selbst ab. Um das nicht zu übersehen, sollten Sie nach Spaziergängen oder Aufenthalten im Freien gründlich nachsehen, ob Sie von einer Zecke befallen wurden. Je nach Stadium und Erscheinungsbild der Erkrankung gibt es unterschiedliche Diagnosemöglichkeiten (siehe Tabelle).
Wie wird Borreliose behandelt?
Je nach Stadium und Ausprägung der Borreliose-Infektion leitet die Ärzt:in eine Antibiotika-Therapie ein. Die Gabe erfolgt oral oder intravenös, zum Einsatz kommen meist Substanzen wie Doxycyclin, Ceftriaxon, Amoxicillin.
Bei akuter Infektion werden die Medikamente üblicherweise für zwei Wochen verabreicht, bei fortgeschrittenen Erkrankungsstadien ist eine Dauer von drei bis vier Wochen notwendig. Spricht der Betroffene auf die Therapie nicht an oder ist die Erkrankung weit fortgeschritten, muss die Behandlung weitergeführt werden.
Wichtig bei der Einnahme eines Antibiotikums ist, sich strikt an die vom Arzt verordnete Menge zu halten und die Therapie nicht vorzeitig abzubrechen, auch wenn sich der gesundheitliche Zustand bereits gebessert hat.
Üblicherweise ist die Erkrankung, je nach Ausgangsstadium, nach ein bis sechs Monaten ausgeheilt.
Was Betroffene selbst tun können
- Nach Waldspaziergängen, Gartenarbeit etc. sollten Sie gründlich kontrollieren, ob Sie von Zecken befallen wurden.
- Entfernen Sie Zecken unverzüglich, idealerweise mit einer feinen Pinzette oder einer Zeckenzange. Greifen Sie die Zecke am Kopf, direkt über der Haut und ziehen Sie sie gleichmäßig und gerade heraus.
- Ein „Herausdrehen“ mit Öl ist nicht sinnvoll, denn die Zecke sollte in keinem Fall zerquetscht oder unter Stress versetzt werden, um zu vermeiden, dass etwaige Krankheitserreger freigesetzt werden.
- Bei Verdacht auf eine Borrelien-Infektion konsultieren Sie sofort einen Arzt.
Autorinnen: Mag. Birgit Guth, Silke Brenner
Redaktionelle Bearbeitung: Michael Leitner
Medizinisches Review: Univ.-Prof. DI Dr. Hannes Stockinger