Herzinsuffizienz (Hl) schwerwiegende Erkrankung im Vormarsch

Was ist Herzinsuffizienz? Daten und Fakten

Herzinsuffizienz (HI) ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die unbehandelt zum Tod führt. Obwohl in Österreich jährlich mehr als 14.000 Todesfälle aufgrund von Herzinsuffizienz verzeichnet werden und derzeit rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung in Österreich  an dieser schwerwiegenden chronischen Erkrankung leiden, wird Herzinsuffizienz – auch als Herzschwäche bezeichnet – noch immer unterschätzt.

Wenngleich sich Herzinsuffizienz in jedem Alter entwickeln kann, kommt sie mit fortschreitendem Alter eindeutig öfter vor. So tritt eine Herzinsuffizienz bei Menschen unter 65 Jahren seltener auf, in der Altersgruppe zwischen 75 und 84 Jahren steigt sie bereits auf sieben Prozent der Bevölkerung und in der Gruppe der über 85-Jährigen ist sie mit über zehn Prozent relativ oft vertreten.

Allein in Europa gibt es ca. 14 Millionen Herzinsuffizienzpatienten. Diese Zahl wird sich bis zum Jahr 2020 voraussichtlich auf 30 Millionen erhöhen. Die Folgen von Herzinsuffizienz sind schwerwiegend: Im Durchschnitt sterben 20-30 Prozent der diagnostizierten Patienten innerhalb eines Jahres, fast 50 Prozent der Patienten versterben fünf Jahre nach einer Herzinsuffizienz-Hospitalisierung.

Im Falle einer Herzinsuffizienz spricht man von einem komplexen klinischen Syndrom: Strukturelle und funktionelle Veränderungen des Herzens führen dazu, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Organismus mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen. Die Folge: eine Unterversorgung der Organe.

Wie manifestiert sich Herzinsuffizienz? Ursachen, Symptome und Prognose

Eine Herzinsuffizienz entwickelt sich als Folge einer anderen Grunderkrankung, die entweder schlecht oder unbehandelt wurde. Das sind in erster Linie koronare Herzkrankheiten, etwa der Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Herzklappenschäden. Zu den stärksten Risikofaktoren für die Herzinsuffizienz gehören etwa ein hoher Cholesterinwert, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht sowie Rauchen.

Die häufigsten Symptome der Herzinsuffizienz sind geschwollene Beine, Atemnot und/oder Husten und rapide Gewichtszunahme. Nicht einmal eine von zehn Personen erkennt diese drei häufigsten Symptome. Vielmehr werden diese Symptome von jedem Dritten als normale Alterserscheinung gehalten.

Zu den häufigsten Ursachen einer akuten – also plötzlich auftretenden Herzinsuffizienz gehören:

Koronare Herzkrankheit (KHK) „Verkalkung“ der Herzkranzgefäße: Die „Koronarsklerose“ entsteht, wenn Ablagerungen („Plaques“) die Gefäße verengen und den Blutfluss stören. Die folgende Unterversorgung schwächt den Herzmuskel. Ein vollständiger Verschluss eines Herzkranzgefäßes führt zum Herzinfarkt.

Bluthochdruck: Der Fachausdruck hierfür lautet „arterielle Hypertonie“. Diese liegt vor, wenn die Blutdruckwerte wiederholt bei 140/90 oder darüberliegen. Bluthochdruck kann Herzschwäche direkt auslösen, aber auch das Herz-Kreislauf-System schädigen und so zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.

Herzinfarkt: Im betroffenen Bereich stirbt Muskelgewebe ab und vernarbt, was zu dauerhafter Verringerung der Pumpleistung des Herzens führt.

Auch schadhafte Herzklappen, Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen, angeborene Herzfehler und virale Infektionen können Herzschwäche verursachen.

Zudem können Chemotherapien und chronische Leiden wie Diabetes (Zuckerkrankheit), Schilddrüsenerkrankungen und COPD das Herz ebenfalls überfordern und schwächen.

Klassische Lebensstilfaktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen, sind Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und Alkoholmissbrauch. In diesem Bereich kann jeder Einzelne sein Risiko selbst senken und so sein Herz unterstützen.

Klassifikation der Herzinsuffizienz: NYHA (New York Heart Association)

Das Hauptsymptom der Herzinsuffizienz ist die Atemnot. Diese ist auch das Hauptkriterium für die Einteilung der Erkrankung in vier Schweregrade. Dabei spricht man von der sogenannten NYHA-Klassifikation (Klassifikation der New York Heart Association). Im Detail manifestieren sich die vier Schweregrade:

NYHA l (ohne Symptome) – Bei diesem Schweregrad ist der Patient nicht körperlich eingeschränkt, leidet weder unter Kurzatmigkeit noch Ermüdung. Bei einem Ultraschall des Herzens ist aber bereits eine Herzinsuffizienz nachweisbar.

NYHA ll (leicht) – Diesen Schweregrad charakterisiert eine leichte Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Der Patient hat keine Beschwerden in Ruhe oder bei geringer Anstrengung. Stärkere körperliche Belastungen führen jedoch zur Erschöpfung, Luftnot, Rhythmusstörungen oder Brustschmerzen.

NYHA lll (mittelschwer) – Den mittelschweren Grad der Herzinsuffizienz zeichnet eine deutliche Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit aus – auch bei normalen Tätigkeiten. Eine geringe körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Luftnot, Rhythmusstörungen oder Brustschmerzen.

NYHA lV (schwer) – Bei diesem Schweregrad verspürt der Patient bei allen körperlichen Tätigkeiten und in Ruhe Beschwerden. Es besteht Bettlägerigkeit.

 

Wie therapiert man Herzinsuffizienz? Hospitalisierung, Therapietreue

Herzinsuffizienz gilt als Erkrankung mit schlechter Prognose. Dank verbesserter Therapiemethoden sind die Fünf-Jahres-Überlebensraten deutlich angestieg. Voraussetzung dafür ist aber die Einhaltung der medizinisch verordneten Therapie.

Die Therapie von Herzinsuffizienz bietet unterschiedliche Möglichkeiten: Einerseits ist das die Umstellung des Lebensstils und damit auch die Beseitigung der Ursache, andererseits bieten sich medikamentöse Behandlungen bzw. chirurgische Eingriffe, z. B. spezielle Schrittmacher oder Herztransplantation.

Aktuelle wissenschaftliche Studien belegen, dass Bewegung in jedem Fall zu einer effektiven Herzschwäche-Therapie gehört. Mäßiges körperliches Training als begleitende Therapiemaßnahme bei chronischer Herzschwäche hat sich inzwischen in den aktuellen Leitlinien etabliert.

Eine Studie der österreichischen Sozialversicherung (2006 bis 2010) bestätigt, dass die Therapietreue bei den verordneten Medikamenten im statistischen Mittel unter 50 Prozent betrug. Das bedeutet, dass nur rund die Hälfte der HI-Patienten ihre Medikamente regelmäßig einnahm. Bei Diuretika war die Rate mit 53,3 Prozent nur leicht besser. Laut Studie war der Zusammenhang zwischen Therapie und Mortalität signifikant: Verstorbene Patienten zeigten auch bei vergleichbarer Behandlungsdauer eine signifikant schlechtere Therapieadhärenz. Gleichzeitig gibt es für die Gruppen mit guter Adhärenz einen signifikanten Überlebensvorteil.

Aus diesem Grund ist es wesentlich, die Therapietreue der Patienten zu steigern, um den Betroffenen ein längeres Leben und eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Alle Studien belegen, dass die Arzt-Patienten-Beziehung für die Therapietreue entscheidend ist. Der Arzt ist im Falle einer Herzinsuffizienz der zentrale Bezugspunkt für den Patienten.

Daten aus internationalen Studien zeigen, dass fast 25 Prozent der Patienten mit Herzinsuffizienz innerhalb von 30 Tagen nach der letzten Spitalsentlassung wieder stationär aufgenommen werden- zwei Drittel sind innerhalb eines Jahres wieder im Spital. Gleichzeitig zeigen Auswertungen, dass 64 Prozent der Patienten, die in den Leitlinien vorgesehenen Medikamentendosierung nicht erhalten – sie sind also deutlich untertherapiert.

Früherkennung ist der Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung von Herzinsuffizienz. Die Einhaltung der verordneten Therapie ist hilfreich, um ein besseres Leben mit Herzinsuffizienz zu führen.

Allein die Tatsache, dass einer von fünf Menschen über 40 Jahre in seinem Lebensverlauf an Herzinsuffizienz erkrankt, zeigt die Notwendigkeit, Herzinsuffizienz als schwerwiegende und häufige Erkrankung bekannt zu machen und als ernstzunehmend in den Köpfen der breiten Öffentlichkeit zu verankern.